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Chichen Itza

von mrandmrssippy

Tag 12, 16. Januar 2021 – Im falschen Film

Gleich früh morgens liessen wir Merida hinter uns. Unsere Laune hob sich schlagartig. Wir waren erleichtert von da weg zu kommen und vorallem waren wir so voller Vorfreude auf die nächsten Tage.

Mit dem Bus der Firma Oriente konnten wir direkt von Merida zu den Ruinen von Chichen Itza fahren. Die Busfahrt dauert rund zwei Stunden und kostet ungefähr 5 Fr. pro Person. Oriente ist die 2. Klassen-Busgesellschaft, aber genau so gut. Vor der Pandemie muss wohl auch die Busgesellschaft ADO selbst nach Chichen Itza (oder zumindest bis ins daneben liegende Dörfchen «Piste») gefahren sein. Dieser Bus verkehrt allerdings momentan nicht mehr.

Als wir in Chichen Itza ankamen, liessen wir die archäologische Stätte fürs Erste noch links liegen. Wir wollten nämlich zuerst unser Gepäck ins Hotel bringen. Wir dachten wir könnten zu Fuss ins Hotel, da uns Google Maps munter einen Fussmarsch von nur fünf Minuten vorschlug. Vor Ort merkten wir jedoch, dass dieser Weg mitten durch das Gelände der archäologischen Stätte (inkl. Dschungeldurchquerung und Überschreitung diverser Abschrankung) führte. Der legale Weg aussen herum führte in grossen Bogen in rund 45min einer Hauptstrasse entlang. Da wir keine Lust hatten vollbepackt aussen herum zu laufen oder bei diesem Vorhaben von den grimmigen Mitgliedern der mexikanischen Armee angeschossen zu werden (bei Abschrankungen von solchen Touristenspots sind sie verständlicherweise sehr empfindlich), suchten wir uns ein Taxi 🙂

Das Taxi fuhr uns in nicht mal zehn Minuten ins Hotel Mayaland. Das tolle an diesem Hotel ist, dass es sich direkt neben (bzw. streng gesehen sogar AUF) dem Gelände der archäologischen Stätte befindet. Vor der Pandemie hatte das Hotel sogar einen privaten Eingang zu den Ruinen und veranstaltete Sonnenaufgangstouren. Ein absoluter Traum – ein eigener privater Hintereingang ohne Touristenmassen und sogar die Möglichkeit die Ruinen bei Sonnenaufgang zu bewundern. Was uns vorher schon bewusst war: Der private Hoteleingang sowie die Sonnenaufgangs-Tour wurden jedoch aufgrund COVID vorerst geschlossen. Später wird uns unser Guide erzählen, dass es noch in den Sternen steht, ob dies jemals wieder möglich sein wird, da diese Sonderregelung natürlich dem Bundesstaat ein Dorn im Auge ist. Gemäss Berichten kam diese Sonderregelung auf etwas dubiosem Wege zustande.

Beim Einchecken in Hotel buchten wir gleich einen Guide für eine «ordentliche» Tour direkt morgens um 08:00 Uhr. Der Guide würde uns am Hotel abholen und zur Stätte fahren. Der Vorteil mit einem Guide ist, dass man sich nicht anstellen muss für den Ticketkauf sondern in einer separaten Linie anstehen darf. Der Guide kostet 1500 Pesos (ca. 65 Fr.), der Eintritt (499 Pesos pro Person, ca. 22 Fr.) muss zusätzlich bezahlt werden.

Nach den Formalitäten wurden wir in unser Bungalow begleitet. Es ist wie Tag und Nacht zur letzten Unterkunft. Doch bereits in der Hotellobby hatte das ganze etwas gespenstiges – wir kamen uns ein wenig vor wie in einem Zombiefilm. Eine riesige Hotelanlage und ausser uns bloss eine handvoll Mitarbeitende. Der Hotelangestellte entschuldigte sich bei uns, dass in der Hotelanlage noch nicht alles so top aussieht. Ausserdem hätten wir noch keinen TV in unserem Bungalow (ohje 🙂 ). Sie hätten nach zehn Monaten (!) Totalschliessung aufgrund COVID erst seit ein paar Tagen wieder offen und wir wären im Bungalow die ersten Gäste (insgesamt in der Hotelanlage die fünften Gäste). Das Bungalow war super schön, top sauber und über dem Bett hängte ein Moskitonetz (juhui 🙂 ). Der Tag (resp. die Nacht 🙂 ) war gerettet.

Zum Mittagessen fanden wir uns im hoteleigenen Restaurant ein. Mr. Sippy entschied sich für eine Maya Spezialität, die unserem Pulled Pork ähnelt, wobei mariniertes Schweinefleisch langsam in Bananenblättern in einem Erdofen gegart wird. Auf der Karte fanden sich keine vegetarischen Speisen. Die Küche zauberte jedoch netterweise vegetarische Fajitas für Mrs. Sippy.

Wir hatten beim Check-In eine Karte des riesigen Hotelgeländes erhalten und wollten die Gegend mit einem Spaziergang erkunden. Es war wirklich sehr weitläufig und da wir die einzigen waren, wirkte es wie in einer Filmkulisse. Das Hotel befindet sich mitten im Dschungel und in den zehn Monaten als es geschlossen hatte, holte sich dieser sein Territorium zurück. Die hinteren Bungalows waren vollständig mit Pflanzen überwuchert. Die Gärtner mussten sich hier zuerst durchkämpfen und die kleinen Hüttli regelrecht aus dem Dickicht befreien. Es hatte viele Leguane, die sich an der Sonne wärmten und die leeren Pools der Villen begutachteten. Mitten drin wir mutterseelenalleine – völlig surreal das Ganze.

Plötzlich standen wir vor einem Schokoladenmuseum inkl. Geschäft. Und zwei freudige Mitarbeiter kamen heraus und fragten ob wir uns umsehen möchten. Wir konnten ihnen den Wunsch nicht abschlagen, schliesslich waren wir wohl die ersten Kunden nach zehn Monaten. Wir kauften eine Tafel Schokolade und genossen diese auf dem Rückweg zum Bungalow.

Die restliche Zeit genossen wir am Pool – ohne Internet. Das WiFi lief noch nicht. Aber dies stellte für uns kein grosses Problem dar. Da sich in der näheren Umgebung (vor allem ohne Auto) keine Restaurants befinden, assen wir wieder im Hotel zu Abend. Es haben sich sogar noch drei neue weitere Gäste ins Restaurant verirrt 🙂 Und so sassen wir zu fünft in einem übergrossen Speisesaal mit mehr Personal als Gästen.

Gebeutelt von den letzten paar Horrornächten und gespannt auf den morgigen Tag fielen wir totmüde ins Bett.

Tag 13, 17. Januar 2021 – Unser zweites (modernes) Weltwunder

Wir standen um 06:00 Uhr auf um die wunderbare Dusche und das Frühstück vor der Tour zu geniessen. Unser Guide Jamie kam pünktlich kurz vor 08:00 Uhr zur Abholung und fuhr uns in seinem Privatauto zum Haupteingang von Chichen Itza. Wir hatten wohl wie Honigkuchenpferde gegrinst. Die Schlange vor dem Eingang war bereits ca. 50m lang (jedoch mit Abständen), da waren wir froh, konnten wir in unserer einfach zum Eingang marschieren. Das Eintrittsprozedere hinter uns gelassen, durften wir endlich dieses magische Gelände betreten. Die Hauptpyramide Kukulcán hatte uns sofort in seinen Bann gezogen. Jaime hat uns dabei wahnsinnig interessante Dinge erklärt.

Chichen Itza gilt als eine der bedeutensten Ruinenstätten auf der Yucatan Halbinsel. Mit ihren 1540 Hektaren ist sie auch eine der Grössten. Ihre Blütezeit war wohl vom 8. bis zum 11. Jahrhundert. Auf der Anlage findet man verschiedene Architekturstile der Mayas. 1988 wurde Chichen Itza von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt und gehört (zusammen mit Machu Picchu) zu den 7 Weltwundern der Moderne.

Chichen Itza bedeutet aus dem Maya übersetzt «am Rande des Brunnens von Itza». Wobei Itza das Volk bedeutet. Mit dem Brunnen ist die Cenote auf der Anlage gemeint. Die Hauptpyramide ist dem Hauptgott der Mayas Kukulcán gewidmet. Sie besteht aus 91 Treppenstufen auf drei Seiten, die Nordseite hat 92 Stufen. Zusammen gibt das in der Summe 365 Stufen, also eine Stufe für jeden Tag des Jahres.

Wer schon mal Videos von Chichen Itza Besucher gesehen hat und sich dabei gefragt hatte, warum die Leute vor der Pyramide wie wild klatschen: Sie tun dies nicht weil sie applaudieren, sondern weil wenn man vor einer der vier Treppen der Pyramide in die Hände klatscht, hört man ein Echo und dieses tönt wie der Ruf des Quetzal (heiliger Vogel der Mayas). Ein ähnliches Phänomen kann man auf dem Ballspielplatz auf Chichen Itza hören, da tönt das Echo jedoch wie das Gebrüll eines Jaguars. Die Ähnlichkeit war verblüffend als uns Jamie die Geräusche der Tiere auf Youtube zeigte.

Bekannt ist Chichen Itza auch für das Phänomen, welches jeweils zur Tagundnachtgleiche am 21. März und am 22. September stattfindet. Durch die Sonneneinstrahlung und die besondere Schattenbildung wird auf der Treppe der Nordseite der Hauptpyramide der Körper einer Schlange gebildet, welcher genau auf den steinernen Schlangenkopf am Fusse der Pyramide passt. Wer das Bild nicht kennt, muss dies unbedingt gleich googlen. Es ist total spektakulär! Es sieht aus als ob der Gott Kukulcán (die gefiederte Schlange) die Treppe des Tempels hinab kriecht. Auch die mathematischen und astronomischen Details, welche uns Jaime erklärte, waren schlichtweg unglaublich. Die Ausrichtung nach Sternenbildern, die Abbildung des Kalendersystems mittels der Pyramide, die Klangphänomene beim Klatschen, die Tatsache, dass in der Pyramide eine zweite Pyramide entdeckt wurde – all dies war überwältigend. Nach den Pyramiden von Gizeh (ebenfalls nach dem Sternbild von Orion angeordnet) und Machu Picchu liessen uns unsere Urahnen ein weiteres Mal verblüfft und staunend zurück. Was die Völker der Menschheit seit Jahrtausenden zu leisten vermögen ist überwältigend. Gemäss Kritikern natürlich alles reine Zufälle von Faustkeil-schwingenden Primitiven… 🙂

Die Führung dauerte drei Stunden und wir sogen jedes einzelne Detail auf. Mit Jaime sprachen wir nicht nur über Chichen Itza sondern auch über die Maya Kultur, Erhaltung von Traditionen und Sprachen in modernen Schulen. Wir lieben solche Austausche mit Einheimischen. Es erweitert einem den eigenen Horizont um Welten.

Natürlich kamen wir auch um das leidige Thema COVID nicht herum. Jaime erzählte uns wie die archäologische Stätte die letzten zehn Monate geschlossen blieb. Dies hatte massiven Einfluss auf die Einheimischen. Alleine auf dem Gelände von Chichen Itza arbeiten 800 Händler, unzählige Guides, Taxi- und Buschauffeure, das ganze Dorf «Piste», welches ausschliesslich von Touristen lebt, alle standen von einem Tag auf den anderen vor dem Nichts. Staatliche Unterstützung Fehlanzeige. Jaime erzählte uns wie er die letzten Monate als Bauer im Nachbarsdorf irgendwie über die Runden kommen musste.

Von den Eindrücken völlig geflasht wurden wir ins Hotel zurück gefahren. Wir können jedem der Chichen Itza besuchen möchte, einen Guide nur wärmstens ans Herz legen. Man erhält so viele Informationen, welche man ohne nicht hätte. Gut zu wissen: der Guide wird zwar vom Hotel organisiert und gebucht – bezahlen muss man jedoch den Guide direkt in bar. Mit einem Geschenk von Jaime und seiner Visitenkarte verabschiedeten wir uns. Falls jemand einen wirklich genialen Guide für Chichen Itza benötigt – einfach bei uns anfragen 🙂

Im Hotel durften wir uns noch drei Stunden aufhalten, bevor uns das Taxi abholte und zur Bushaltestelle brachte. Der Bus holte uns an der gleichen Stelle ab, als er uns vor 24 Stunden herausgelassen hatte. Im Gepäck hatten wir aber nun viele unvergessliche Erinnerungen an unseren Besuch unseres 2. modernen Weltwunders. Und Chichen Itza hat diesen Titel eindeutig verdient!

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