Merida

von mrandmrssippy

Tag 9 , 13. Januar 2021 – Grossstadtdschungel

Nun zu dieser wahren Perle 🙂 Bereits als wir morgens um 04:00 Uhr schlaftrunken ins Zimmer geführt wurden, nahmen wir einen muffigen Geruch wahr. Nun war uns dies in diesem Moment gerade so ziemlich egal – das ist halt manchmal so. Todmüde fielen wir sofort ins Bett und schliefen noch einige Stunden. Um 09:00 Uhr standen wir dann auf, um noch rechtzeitig zum angeblich «super reichhaltigen» Hotel-Frühstück zu kommen. So mit offenen wachen Augen und Tageslicht sah das Zimmer irgendwie noch etwas schlimmer aus als es roch 🙂 Von der Decke zogen sich breite Striemen von feuchtem Verputz die Wände herunter. Das Holzbett quoll von Feuchtigkeit bereits auf und das Bettzeugs wie auch unsere Backpacks waren stets leicht feucht. Wir beide versuchten dem muffigen Geruch und dem abblätternden Verputz nicht gross Beachtung zu schenken – es handelt sich schliesslich um ein 200 Jahre altes Gebäude und die Unterkunft hatte Top-Bewertungen auf den gängigsten Plattformen. Trotzdem malte sich vor allem Mr. Sippy aufgrund seiner Bewirtschafter-Vergangenheit Feuchtigkeits- und Schimmel-Szenarien aus. Das Frühstück haute uns auch nicht aus den Socken und deshalb wollten wir sofort los, um Merida zu erkunden.

Merida ist die 13. grösste Stadt von Mexiko und ist im Kolonialstil gebaut. Wir hatten dieses Ziel vor allem aufgrund der Nähe zu Uxmal angepeilt. Sofort wurden wir vom mexikanischen Wuseln und der Grossstadt-Hektik eingenommen. Es war uns bereits nach wenigen Minuten zu viel – wir sind eindeutig immer weniger Stadtmenschen. Die Sehenswürdigkeiten waren schnell gefunden. Wir wollten zuerst ins Maya Museum. Das grosse neue Museum hatte leider wegen COVID geschlossen, aber uns blieb noch das Historische & Anthropologische Museum, welches ebenfalls die Geschichte der Yucatan Mayas näher bringt. Es war spannend zu entdecken, wie die Mayas über ein umfassendes Schreib- und Zahlensystem verfügten und bereits Kenntnisse über die Zahl 0 hatten – eine Entdeckung die später erst von den antiken Griechen wiedererlangt wurde. Dies ermöglichte komplexe Berechnungen und den exakten, legendären Maya-Kalender. Nach rund einer Stunde hatten wir den Rundgang beendet und liefen den Boulevard «Paseo Montejo», welcher der Avenue des Champs-Élysées nachempfunden ist, bis zum Maya Denkmal hinunter. Auch dieses war sehr imposant und einen kurzen Abstecher wert.

Das mit der Restaurant Suche war in Merida nicht so einfach. Wir hatten aber nach längerer Suche etwas gefunden. Mr. Sippy probierte sich an eine regionale Spezialität namens „Machete“ (ein grosser langer Maistaco mit Chorizo-Füllung) und Mrs. Sippy nahm die Spaghetti (die einzige vegetarische Option).

Ums Eck des Restaurants befand sich eine Gelateria namens Pola, welche in einem Blog empfohlen wurde. Wir liessen es uns nicht nehmen, dieser nach dem Mittagessen einen Besuch abzustatten. Es gab zwar «nur» fünf verschiedene Eis-Sorten zur Auswahl, diese waren aber allesamt sehr exotisch und lasen sich köstlich. Mrs. Sippy entschied sich für Ananas und Chaya (eine Art Baumspinat der Mayas) und Mr. Sippy für Kardamon. Die Glaces waren wirklich sehr fein. Da wir immer noch ein wenig müde waren, gingen wir zurück zur Unterkunft.

Da unser Zimmer nicht wirklich zum Verweilen einlud, hatten wir im Innenhof noch ein wenig gelesen und so die Zeit so verbracht. Irgendwann waren wir doch so müde, dass wir ins Bett mussten. Die Nacht war nicht wirklich angenehm. Der schimmlige Geruch, feuchte Backpacks und ständig bröckelnder, feuchter Deckenverputz auf dem Bett, schlug uns zunehmend auf die Stimmung. Da hatte Mrs. Sippy sich entschlossen, am nächsten Tag um ein neues Zimmer zu bitten. Das ist normalerweise nicht unsere Art und wir benötigen eigentlich keinen grossen Luxus. Aber da es in diesem Raum schwer fällt zu atmen und alles durchfeuchtete, machten wir uns ernsthafte Sorgen um unsere Gesundheit.

Tag 10, 14. Januar 2021 – Auf den Spuren der Mayas

Nach ungefähr einer Stunde Schlaf klingelte bereits der Wecker. Heute wollten wir unsere erste grosse Mayastätte nach Tulum besichtigen. Da die angebotenen Touren in der Stadt erstens viel zu teuer waren (2500 Pesos, ca. 110 Fr.) und zweitens jeweils noch jenste Aktivitäten (Schoggimuseum, Cenote) beinhalteten, welche wir eigentlich nicht machen wollten, entschieden wir uns mit einem Uber für 800 Pesos (ca. 35 Fr.) hinzufahren und mit dem Bus zurück zu fahren. Das vorbestellte Uber traf pünktlich ein und brachte uns in rund anderthalb Stunden zu den Ruinen von Uxmal. Da wir wiederum kurz vor Türöffnung um 08:00 Uhr eintrafen, waren wir wieder die Ersten, welche die Ruinen erkunden durften. Hier sind Kameras erlaubt, aber keine Rucksäcke. Wir durften unsere Rucksäcke jedoch kostenlos deponieren (mehr oder weniger bewacht). Das Mitführen einer Kamera hätte eigentlich 45 Pesos gekostet, aber auch auf diesen Betrag wurde verzichtet.

Kurz nach der Eintrittskontrolle standen wir vor einer ersten riesigen Maya-Pyramide namens «Pyramide des Zauberers». WOW! Diese war noch um ein vielfaches eindrücklicher als in Tulum. Die Sonne schien perfekt hinter ihr hervor.

Uxmal bedeutet übersetzt aus dem yucatanischen Maya «drei Mal». Wofür das «drei Mal» steht, wurde nicht überliefert. Historiker sind davon überzeugt, dass die Stätte bereits vor Christus bewohnt wurde. Die Blütezeit soll jedoch zwischen dem 7. und 10. Jahrhundert nach Christus gewesen sein. Die Pyramide in Uxmal wurde architektonisch anders gebaut als üblich. Die Ecken sind nämlich abgerundet. Es soll ca. 300 Jahre gedauert haben das Bauwerk fertig zu stellen. Die Treppen führen zu insgesamt fünf Haupttempel oben auf der West- und Ostseite.

Wir schlenderten durch die Anlage und kamen aus dem Staunen nicht heraus. Wie war es vor Jahrhunderten überhaut möglich eine solche Pyramide nur mit einfachsten Werkzeugen so akkurat zu bauen? Dieser Ausflug hatte sich definitiv gelohnt. Nach rund anderthalb Stunden verliessen wir die Stätte wieder und suchten die Bushaltestelle. Da wir zu vor im Internet einen groben Plan gefunden hatten, ahnten wir die ungefähre Richtung. An unserem vermuteten Ort befand sich ein Kaffeewagen mit einer sehr herzlichen Verkäuferin. Sie bestätigte, dass sich die Bushaltestelle beim Baum befand. Es war also nicht ein Busstop mit einem Schild geschweigen denn ein Wartehäuschen wie wir das kennen, sondern tatsächlich einfach ein Baum, an welchen man sich stellte und wartete 🙂 Sie konnte uns zudem sagen, dass zwischen 10:00 Uhr und 10:30 Uhr ein Bus kommen sollte. Da es kurz vor 10:00 Uhr war, genügte uns diese Angabe vorerst und wir hielten Ausschau nach dem Bus. Nur wenige Minuten später hielt ein weisser Minivan. Die nette Verkäuferin schwatzte plötzlich wie wild auf uns ein und wir begriffen, dass dies wohl der Bus sein sollte. Wir stiegen ein und wurden ins nächstgelegene Dorf Muna gebracht. Dort sollten wir anschliessend auf den Bus nach Merida umsteigen. Die Fahrt ins 15-minütige Dorf kostete 100 Pesos (ca. 4 Fr).

In Muna liefen wir zuerst durch die Markthallen, um das dortige Treiben zu beobachten. Wir haben nämlich herausgefunden, dass der Bus erst um 12:00 Uhr fahren sollte. Nachdem der Markthallenbesuch bereits nach zehn Minuten erledigt war, steuerten wir den Collectivo Parkplatz an. Mhh, ob wir es wohl wagen sollten mit einem solchen Gefährt zurück in die Stadt zu fahren? Ein Collectivo ist nämlich eine Art Shuttle. Es gibt keine festen Abfahrtzeiten, sondern es wird gefahren wenn der Minibus voll ist. Man sitzt eng beieinander, es kostet nur ganz wenig und man kann dem Fahrer einfach zurufen, wenn man aussteigen möchte. Der Fahrer fährt zwar eine definierte Route aber es gibt keine fixen Haltestellen. Da wir gerade abenteuerlustig waren, wagten wir es. Wir sagten dem Fahrer wo wir hinwollten und er nannte uns den Preis: 31 Pesos pro Person (1.30 Fr.). Das war für eine 1-stündige Fahrt wirklich sehr günstig. Wir wurden ins Auto zwischen unzähligen Plastikfolien platziert. Hier wurde coronabedingt jeder Platz vom anderen mit grossen Plastiktrennwänden abgetrennt. Man fühlte sich wie in einer Plastik-Zelle 🙂 Nun hiess es warten, bis sich das Collectivo füllte. Irgendwie noch speziell: Wir sassen in dem kleinen Bus und hatten keine Ahnung ob es in fünf Minuten oder zwei Stunden los gehen würde. Für fixe Termine ist diese Transportmöglichkeit definitiv nicht zu empfehlen – zumindest nicht für uns überpünktliche Schweizer 🙂 Nach rund einer Stunde war es soweit, wir fuhren los.

Sicherheitshalber starteten wir Google Maps, damit wir unseren Ausstieg nicht verpassten. Wir fuhren abseits der normalen Strassen. Es war ein tolles Gefühl, endlich sahen wir mehr das richtige Leben auf der Yucatan Halbinsel. Wir hatten viel zu sehen. In Merida wurde als Endstation ein zentraler Parkplatz angesteuert, auf welchem das Collectivo wieder nach Muna kehrte. Wir nutzten diesen Ausstieg.

Da wir im Internet von einem Museum inkl. Restaurant über die einheimische Küche lasen, nutzen wir die Chance und gingen dort hin für unser Mittagessen. Das Museo Gastronomico war wirklich toll. Die Speisekarte bestand nur aus typischen Gerichten der Yucatan Mayas und bot einen einmaligen Einblick. Als Amuse Bouche wurden zwei Dips aus Bohnen und Kürbiskernen gereicht, welche typisch sind für diese Region. Sie schmeckten vorzüglich. Die zur Hauptspeise gereichten Maistortillas wurden auf ursprüngliche Art von Hand und direkt über dem Feuer im Hinterhof gefertigt. Es war nochmals eine ganz neue Erfahrung, wie diese Sachen schmeckten.

Nachdem Essen wurden wir von einem tollen (und sehr motivierten) Guide durch das zugehörige Museum geführt. Uns wurde gezeigt, wie die Mayas das Maiskorn ursprünglich gemahlen und die Frauen anschliessend die Tortillas geformt hatten. Wir konnten an allen neuen Kräutern und Samen riechen (Maske runter für zwei Sekunden und dann wieder an 🙂 ). Unter anderem das Kraut der Mayas, das sog. Chaya. Es handelt sich dabei um eine Art Baum-Spinat. Es wächst an einem Busch und ist völlig anders als wir das von Spinat kennen. Es war eine wirklich tolle Tour.

Gesättigt und voller neuer Eindrücke bummelten wir nochmals in der Stadt herum, bevor wir wieder zu unserer Unterkunft «mussten». Kaum angekommen, suchte Mrs. Sippy das Gespräch mit der Mitarbeiterin des Hostels. Zu Mrs. Sippy erstauen musste sie nur sagen: «Es tut mir leid, aber unser Zimmer»… und schon fragte die Mitarbeiterin ob wir wechseln wollten. Das Problem war also offenbar bekannt und unsere Sorgen nicht ganz übertrieben. Erleichtert stimmte Mrs. Sippy einem Zimmerwechsel zu. Das neue Zimmer roch schon ganz anders, wenn auch dieses nicht sauber war. Zumindest bekam man darin wieder Luft. Wir waren wirklich erleichtert. Eine weitere schlaflose Nacht hätte langsam auf das Gemüt geschlagen. Wir haben uns einigermassen eingerichtet und haben uns dann im Innenhof der Unterkunft die Zeit vertrieben mit Sport und Lesen. Müde fielen wir in unsere Betten. Der Schlaf war jedoch nur von kurzer Dauer. Da dieses Zimmer keine geschlossenen Fenster resp. Löcher in den Wänden hatte, schwirrten die ganze Nacht irgendwelche Viecher – allen voran ziemlich aggressive Mücken um unsere Köpfe. An Schlaf war also auch in dieser Nacht nicht mehr zu denken. Nun gut, noch zwei Nächte in dieser Unterkunft. Memo ans uns selbst: Das Übernachtungsbudget jeweils wieder ausnutzen und keine allzu günstigen Unterkünfte mehr buchen 🙂

Tag 11, 15. Januar 2021 – Planungstag

Da wir nachts nicht schlafen konnten und erst spät irgendwann den Schlaf gefunden hatten, blieben wir morgens ein weniger länger im Bett. Anschliessend hatten wir uns ein gutes Frühstück in der Stadt gegönnt und liefen von da zum Busbahnhof um unsere Bustickets für die Weiterreise zu kaufen. Wir hatten beschlossen, dass wir jeweils vor der Weiterreise uns an die Planung für den nächsten Ort gemeinsam machten und bereits im Vorhinein schauten, was wir sehen möchten. So lässt sich auch ungefähr abschätzen, wie viele Nächte man im Ort bleiben soll.

Wir entschieden uns, dass wir der grössten Sehenswürdigkeit der Region genug Aufmerksamkeit schenken wollten. Deshalb buchten wir unsere nächste Unterkunft direkt auf dem archäologischen Gelände von Chichen Itza. Beim Busterminal in Merida buchten wir die Tickets von Merida nach Chichen Itza und für den übernächsten Tag von Chichen Itza nach Valladolid. Alle vier Tickets kosteten uns 346 Pesos (ca. 16 Fr.). Busfahren ist wirklich günstig hier und das Bussystem hervorragend. Freudig organisierten wir den Rest unserer nächsten Woche. Ebenfalls buchten wir unser Weiterflug in unsere nächste Destination – dazu später mehr.

Langsam meldete sich der Hunger. Anders als in anderen Städten fiel es uns in Merida schwer, eine passende Lokalität zu finden. Irgendwann haben wir dann doch ein Restaurant gefunden und assen Pizza und Salat. Die letzte Nacht in dieser Stadt brach an. Wie die letzte Nacht war nicht gross an Schlaf zu denken. Wir wurden mit der Stadt, dem Hostel, den Restaurant – sprich so ziemlich allem in Merida nicht wirklich warm. Irgendwie war hier einfach der Wurm drin. Umso mehr freuten wir uns auf die kommenden Tage. Da wartet Grosses auf uns!

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