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Süden – Teil 2

von mrandmrssippy

Tag 3, Montag, 7. August 2017 – Schnorcheln in einer anderen Welt

Wenn du deinen wärmenden Tauchanzug bei schönstem Wetter endlich anhast und dann langsam in das drei Grad kalte Gletscherwasser steigst und das erste Mal in diese andere, unendlich blaue Welt tauchst, dann ist man in Silfra.

Man atmet langsam ein und aus. Lässt das kalte Wasser in die Neopren-Handschuhe und spürt die eisige Kälte im ungeschützten Gesicht und an den Händen. Die Vorstellung ohne schützenden Trockenanzug in dieser lebensfeindlichen Umgebung zu sein, ist erschreckend.

Aber in dem Moment, in dem man unter die Linie taucht, die die Oberfläche von dieser unwirklichen Unterwasserwelt trennt, ist die Kälte vergessen. Man ist soeben in eine wunderschöne eigene Welt abgetaucht. In dieser Welt lässt du all deine Gedanken und Sorgen an der Oberfläche. Man ist sich selbst. Man hört genau hinein in die Stille, weil man nicht glauben kann, dass es einen so friedvollen Ort überhaupt gibt. Man blickt in diese unendlich scheinende Tiefe und in ein Blau, dass nicht von dieser Welt stammen kann. Man lässt sich sanft im Wasser treiben. Bis man plötzlich in ein gelbes Felsengebiet abbiegt und dann plötzlich in die Kathedrale schnorchelt. Man sieht bis an den 40m tiefen Boden. Man schnorchelt in Gletscherwasser, dass während Jahrtausenden seinen Weg durch das vulkanische Gestein gefunden hat. Die Silfra-Spalte liegt zwischen der nordamerikanischen und auf der eurasischen Kontinentalplatte – wir schnorcheln somit zwischen den Kontinenten.

Der Kontrast zwischen den neongrünen Algen, den vulkanischen Lavaformationen und dem glasklaren blauen Wasser ist unbeschreiblich. Nach 30 Minuten erreichen wir die Silfra-Lagune. Das Abenteuer ist beinahne vorbei. Man erhascht noch ein paar letzte Blicke von dieser Unterwasserwelt bis man seinen Blick wieder in die Wirklichkeit erhebt. Man ist glückselig. Erst jetzt spürt man die Kälte wieder. Man kann seine Hände nicht mehr bewegen und die Lippen sind durchgefroren. Doch grinsend schauen wir uns an: Was für ein Erlebnis! Voller Adrenalin und Glück watscheln wir in unserem Trockentauchanzug zurück zum Tauchcamp. Schnell raus aus den Anzügen, denn auf uns wartet die beste heisse Schokolade die wir je hatten und einen Schoggikeks. Zusammen mit dem Tauchinstruktor lassen wir das Erlebte Revue passieren und erfahren noch einiges Interessantes über sein Leben als Tauchlehrer.

Voller Glückseligkeit verabschiedeten wir uns schliesslich von ihm. Irgendwie verabschieden wir uns von einem neuen Freund. Denn da in dieser anderen Welt fühlt man eine starke Verbundenheit. Auch wenn man sich eigentlich gar nicht wirklich kennt.

Im Anschluss erkundeten wird den restlichen Teil des Thingvellir Nationalparkes. Dieser ist Teils des UNSECO-Weltkulturerbes und umfasst neben der Silfra-Spalte auch den grössten See von Island. Wir spazierten auch an den Öxarárfoss Wasserfall und sahen uns die Verwerfung von oben an.

Am Nachmittag nahmen wir uns den restlichen Golden Circle vor. Zuerst besuchten wir den Kerið Krater mit seinem türkisblauen Vulkansee und anschliessend das Geothermalgebiet Haukadalur mit dem weltbekannten Grossen Geysir und dem Geysir Strokkur. Während letzterer noch regelmässig alle paar Minuten ausbricht, speit der Grosse Geysir nur noch sehr unregelmässig. Es war toll anzusehen, wie Strokkur permanent brodelt, sich langsam aufbaut und eine wundervolle blaue Blase bildet, welche sich dann meterhoch entlädt. Nach dem Spektakel entschieden wir uns im Cafe dieses Touristen-Hotspots für ein italienisches Gelati und genossen dieses bei schönstem Wetter im T-Shirt an der Sonne.

Weiter ging es zum Gullfoss – dem goldenen Wasserfall. Unser erster grosser Wasserfall. Ebenfalls Teil des Golden Circle und somit Touristenhochburg – aber es war trotzdem toll. Die Gischt empfing uns schon oben an der Treppe und durch den Sonneneinfall bildeten sich mehrere Regenbögen.

Genug von der Touristentour machten wir uns langsam auf den Weg in unser Cottage in Ásólfsskáli wo wir schliesslich glückselig in den Schlaf vielen uns bestimmt von der blauen Unterwasserwelt Silfra träumten.

Tag 4, Dienstag, 8. August 2017 – von einem Touristenziel zum nächsten

Nach einer kalten Nacht fuhren wir am Morgen los zum Seljalandsfoss. Diesen Wasserfall kann man mittels Trampelpfad auch von hinten betrachten. Das war ein nasses Erlebnis 🙂 Vorallem da der Wind blies und das Wetter mit gestern leider nicht mehr mithalten konnte. Und ab diesem Moment müssen wir dem Klischee leider recht geben: der Süden Islands ist so was von überlaufen. Beim Skogarfoss Wasserfall führte gemäss Bilder aus dem Internet nur ein schmaler Weg hinauf. Heute steht da eine neue breite Treppe damit die Touristen aus ihren Bussen schneller hinauf laufen (bzw. schubsen und drängeln) können. Überall stehen Leute die schnell ihr Handy oder IPad zücken um ein Foto von sich und der Sehenswürdigkeit schiessen und dann wieder ab in den Bus hüpfen. Die Wenigsten nehmen sich die Zeit um das Wunder der Natur zu geniessen und wertzuschätzen.

Weiter der Ringstrasse nach, kamen wir auch an unserem ersten Gletscher vorbei. Der Sólheimajökull ist eine Gletscherzunge des Mýrdalsjökull. Unter diesem Gletscher befindet sich einer der aktivsten Vulkane Islands; Katla. Zum ersten Mal liess sich das blaue Eis erahnen. Bedeckt war nämlich der Grossteils des Gletschers durch schwarzen Aschesand.

Kaum vom ersten Schock am Skogarfoss erholt, wurden wir am Flugzeugwrack erneut von Touris eingeholt. Früher galt dieser Platz als Geheimtipp für Fotografen. Es handelt sich um ein abgestürztes (ohne Tote oder verletzte Personen) US-Navy Flugzeug an einem verlassenen Strand. Die Koordinaten dafür fand man vor ein paar Jahren nur durch genauere Recherche im Internet. Heute schreckt sogar der 45-minütige Fussmarsch vom riesige Parkplatz die vielen Touristen nicht davon ab, dass Wrack zu verschanden. Das jahrelang unberührte Wrack wurde inzwischen beklebt und mit Kritzeleien verziert. Auf dem Flugzeug wird wie auf einem Spielplatz herumgeturnt für «tolle» Fotos und sogar Teile davon abgerissen. Wir wollten diesem Schauspiel nicht länger zusehen und sind ohne Fotos wieder 45 Minuten zurückspaziert und dann weiter nach Vik.

Nach einem leckeren Abendessen, sind wir aufgrund des Regens früh zu Bett. Schliesslich wollen wir früh auf um an den Black Beach um ein paar Fotos ohne Touristen zu machen 🙂

Hier geht unsere Reise weiter!

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