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Salkantay Trek / Inka Trail

von mrandmrssippy

Tag 12-14, Mittwoch, 18. Dezember 2019 – Freitag, 20. Dezember 2019 – Salkantay Trek

Nun ging es also los. Wir wurden von unserem Guide Felipe pünktlich um 05:15 Uhr in unserer Unterkunft abgeholt. Mit einem Kleinbus ging es als erstes ins 2.5 Stunden entfernte Mollayamba. Für uns Zeit um noch etwas Schlaf vorzuholen.

In Mollayamba wurde am Checkpoint unsere Wandergenehmigung für den Salkantay Trek und den Inka Trail kontrolliert. Dieses Dokument sollte auf dem Weg bis nach Machu Picchu immer wieder an verschiedenen Checkpoints gestempelt werden. Nach einer weiteren Stunde wurden wir in Marcocasa auf 3’450m in mitten der Berge auf einer Wiese abgesetzt.

Bereits am Vorabend am Briefing waren wir positiv überrascht, dass unsere Wandergruppe lediglich aus uns beiden und einem Mitte 20-jährigen Amerikaner namens Daniel bestand. Das wird sicher einiges unkomplizierter und speditiver machen, als mit einer bunten Truppe von zehn Personen aller Altersklassen durch die Anden zu dackeln.

Für unser Wohl während der Reise sorgte ein vierköpfiges Team von Alpaca Expeditions. Dieses setzte sich zusammen aus Felipe (unserem Guide), Santos (Küchenchef), Apu (Küchenhilfe) und Antonio (Pferdeführer). Dinge die wir tagsüber nicht benötigten (Schlafsack, Ersatzschuhe etc.), konnten wir am Vorabend nach dem Briefing in einer grünen Sporttasche (dem sogenannten Duffle-Bag) deponieren – dieser durfte maximal 8kg schwer sein und wurde zusammen mit den Zelten, Küchenmaterial, etc. von Antonios Pferden und Mauleseln transportiert. Wir hatten also nur einen kleinen Daypack zu schultern – in der Theorie zumindest. Das ganze Fotoequipment, Kleider für alle Wetterlagen, drei Liter Trinkwasser und Verpflegung, gaben dann doch ein ordentliches Gewicht von rund 10kg ab. Da staunte sogar der Guide.

Bevor wir loswanderten, durften wir zuerst das erste Mal die Kochkünste von Santos und Apu bewundern. Die beiden hatten einen Doppel-Gasbrenner im Gepäck und zauberten für uns ein Frühstück mit Rührei und frisch getoastetem Brot. Während dem Essen lernten wir auch unseren Mitstreiter Daniel besser kennen. Wir alle warteten auf den Start der Wanderung. Nachdem ausgiebigen Frühstück rief unser Guide Felipe zum Start auf. Um 10:30 Uhr starteten wir in unser Abenteuer.

Gleich zu Beginn musste mit vollgestopftem Magen eine heftige Steigung bewältigt werden – uff, dass fing ja schon gut an. Nach ca. zwei Stunden hatten wir den ersten Aussichtspunkt und damit die Höhe von 3’800m erreicht. Unterwegs bot uns Felipe Coca Blätter an. Diese werden von den Einheimischen im Mund gekaut und sollen als «Inka Power» wirken. Wenige Minuten nachdem wir die Blätter im Mund hatten, waren diese auch wieder ausgespuckt – grüne Blattstücke überall im Mund, taube Zunge und die erwartete Wanderstärkung blieb auch aus. Uns Gringos bekam das Kraut nicht so 🙂 . Es folgte mit einer relativ flachen Strecke der gemütlichere Teil des Tages. Zwei Stunden nach dem ersten Aussichtspunkt, waren wir auch schon bei der ersten Campsite angekommen. Zum Glück, denn es begann nun in Strömen zu regnen. Alles in allem eigentlich ein recht gemütlicher Start in die strenge Woche.

Die erste Campsite in Soraypampa lag auf 3’900m und man merkte vor allem an der Kälte, dass man so hoch war. Das Mittag- wie auch das Abendessen nahmen wir in der Campsite ein. Wir schliefen und assen in kleinen Hütten und waren froh, die erste Nacht noch nicht in einem Zelt zu verbringen.

Das Campsite-Leben in den folgenden Tagen lief immer wie folgt ab: wir kamen bei der Unterkunft an und erhielten unser Duffle-Bag. Dann richteten wir uns in unserem Zelt (bzw. am ersten Tag unserer Hütte) ein und nach einer mal längeren mal kürzeren Pause wurde zur Happy Hour gerufen – nein, leider wurden keine Cocktails gereicht sondern heisser Tee 🙂 . Zur Happy Hour gab es immer frisches Popcorn von Gasbrenner, was nach einem Wandertag einfach himmlisch schmeckte.

Anschliessend an die Happy Hour gab es das Abendessen. Dieses war immer vielseitig und bestand aus 3-5 verschiedenen Platten mit Essen. Es gab immer eine Gemüse-, eine Fleisch- und eine Beilagenauswahl. Es war erstaunlich, was das Kochteam aus diesen zwei Platten und teils sehr engen Platzverhältnissen herausholte. Nachdem Essen gab es immer sehr heissen Tee, um die Verdauung auf dieser Höhe zu unterstützen. Bereits vor 20:00 Uhr lagen wir in unserem Bett und froren trotz Schlafsack die halbe Nacht.

Am nächsten Morgen wurden wir um 05:30 Uhr mit Coca Tee geweckt.  Da der Regen den Weg in unsere Hütte fand, waren unsere Regenjacke und Ersatzschuhe bereits nach der ersten Nacht gut durchnässt. Das fing ja gut an. Nachdem Frühstück wanderten wir zum Humantay Lake auf 4’200m. Eine erste wirkliche Belastungsprobe für die Lungen – vor allem für die von Mrs. Sippy. Der steile Aufstieg wurde mit einer atemberaubenden Kulisse belohnt. Im türkisen Gletschersee spiegelten sich die wokenverhangenen Berge und wir konnten das Panorama in den frühen Morgenstunden ganz für uns geniessen. Den Tagestouristen begegneten wir erst auf unserem Rückweg.

Unser Guide Felipe führte uns anschliessend über einen schmalen «Pfad» entlang des Berghanges. Das sollte eine Abkürzung sein, damit wir nicht allzu viele Höhenmeter bis zu unserem nächsten Rastplatz verlieren würden. Nach rund einer Stunde haben wir bei Salkantaypampa Rast gemacht und ein wunderbares Mittagessen eingenommen. Nun hatten wir das erste Mal in unserem Esszelt gegessen. Da wir nur drei Gäste und der Guide waren, hatte das Küchenteam das Zelt unterteilt und auf einer Seite gekocht. So konnte alles durchgereicht werden.

Nach einem leckeren Mittagessen und einem regenerierenden Mittagsschläfchen folgte ein 3.5 stündiger steiler Aufstieg. Puhh, dass ging ganz schön in die Puste. Vor allem als sich immer mehr das alpine Panorama abzeichnete, merkte man gut, dass die Luft immer dünner wurde. Aus der Ferne konnten wir bereits den 6’260m hohen Salkantay erkennen. Er ist der höchste Berg in diesem Teil der peruanischen Anden.

Schliesslich auf einer Höhe von 4’700m angekommen, stellte unsere Crew mitten in den Bergen auf einer Wiese unsere Zelte auf. Wir waren erstaunt, wie schnell wir uns von dem steilen Aufstieg erholten. Es war ein wunderschöner Platz mitten auf einer Alpwiese mit kleinen Bachläufen und um uns die verschneiten Berggipfel. Vom mächtigen Salkantay hörten wir aus sicherer Entfernung immer wieder das Grollen und Donnern der niedergehenden Lawinen.

Unser Mitstreiter Daniel aus Florida hatte inzwischen leider die Höhenkrankheit gepackt. Kreidebleich und mit Kopfschmerzen verzichtete er auf die Happy Hour. Da wir uns bereits in Puno und Cusco aklimatisiert hatten, blieben wir zum Glück verschont.

Schon während dem Abendessen froren wir bis auf die Knochen, obwohl wir sämtliche Kleidungsschichten anzogen, welche wir dabei hatten. Das sollte sich dann auch in unserem Zelt nicht ändern. Da wir tagsüber einige Flüsse queren mussten und es den ganzen Tag immer mal wieder regnete waren unsere Schuhe und Kleider nass. Verzweifelt aber erfolglos versuchten wir diese für den nächsten Tag zumindest ein bisschen trockener zu kriegen. Glücklicherweise bekamen wir eine Bettflasche, damit war gewährleistet, dass wir nachts zumindest nicht erfroren 🙂 . Auch am zweiten Abend verkrochen wir uns totmüde, aber glücklich um 20:00 Uhr in unseren Schlafsack.

Die Nacht war aufgrund der Kälte unruhig. Vor allem für Mr. Sippy, der Schlafsäcke gerne auch als «moderne Zwangsjacken» bezeichnet. Um 04:00 Uhr begann es zu regnen und Mr. Sippy ahnte bereits was nun bei diesen Temperaturen und Höhenlagen passieren würde… Und tatsächlich wurde das Trommeln der Regentropfen immer leiser und es zog sich stattdessen langsam ein dunkler Schatten über unser Zelt.

Deshalb waren wir wenig überrascht, als uns Felipe um 05:30 Uhr mit Tee und einer „Überraschung“ weckte. Es hatte geschneit und das nicht wenig. Eine dicke Schicht Schnee bedeckte unser Zelt und die umliegende Berglandschaft. Und das genau heute, wo wir den Incachiriaska Pass auf 5200m bezwingen mussten. Gut hatten wir unsere Regenhosen eingepackt, welche nun nach zwei Jahren Wetterglück auf unseren Reisen endlich mal zum Einsatz kamen.

Der höhengeplagte Mitstreiter aus Florida bekundete beim Frühstück, dass er heute tatsächlich zum ersten Mal durch Schnee wandern würde. Das waren ja gute Voraussetzungen für uns. Mrs. Sippy lag dieser Tag sonst schon im Magen und den Pass nun auch noch im Schnee zu bezwingen, klang nach einer unmöglichen Aufgabe. Nun ja, es blieb uns aber nichts anderes übrig als uns in unsere nassen, kalten Wanderschuhe zu stürzen, um kurz nach 06:00 Uhr los zu marschieren. Und zwar alles steil hinauf. Ein Weg durch das Geröll war unter dem Schnee nicht erkennbar, deshalb folgten wir im Gänsemarsch dem Guide durch einen Bachlauf, welcher einigermassen eine Marschroute zum Pass erkennen liess. Nasse Schuhe und Schnee – eine sehr unangenehme Kombination.

Mit kleinen Schritten und vielen Pausen arbeiteten wir uns durch die dünne Luft immer weiter bergaufwärts. Irgendwann erreichten wir schliesslich unser Ziel und standen auf dem Pass. Es war anstrengend, aber irgendwie doch ganz gut machbar. Hat das Training bei Mrs. Sippy doch geholfen? Sie freute sich nicht zu früh.

Auf dem verschneiten Pass machten wir kurz Rast und knipsten einige Erinnerungsbilder. Da es immer noch schneite, ein eiskalter Wind herrschte und die Aussicht gleich Null war, nahmen wir den ebenso steilen Abstieg ziemlich schnell in Angriff. Da der Schnee es sich auf dem Geröllfeld gemütlich gemacht hat, war es nicht gerade ein entspannter Abstieg. Auch hier war ein Weg nicht zu erkennen und wie bereits beim Aufstieg wateten wir mitten durch einen Bachlauf. Schliesslich kondensierte noch Mr. Sippy’s Brille und er wanderte (bzw. stolperte) von nun an blind durch den Schnee-/Geröll-/Wasserweg. Als Felipe uns grinsend fragte, ob wir auch nasse Füsse hätten, gab es auf 5’000m beinahe eine menschliche Opfergabe 🙂 . 

Als wir die Schneegrenze hinter uns liessen, folgte ein langer Marsch durch einen morastigen Boden, welcher durch den Regen und das Schmelzwassser aufgeweicht war. Immerhin war es hier bereits merkbar wärmer. Wir legten eine kurze Pause ein, um uns mit Energie in Form von Zucker und heissem Tee zu versorgen und unsere klitschnassen Socken auszuwringen. Hier realisierten wir zum ersten Mal, dass wir die grösste Herausforderung in Form des 5’200m hohen Passes nun bereits hinter uns hatten. Einige wilde Chinchillas zauberten unserer Gruppe wieder ein Schmunzeln auf die Gesichter und sorgten für Ablenkung.

Wir marschierten weiter durch eine Hochebene. Felipe zeigte uns unterwegs wie die Inkas aus hohen Gräsern stabile Seile flochten und dass diese Technik bis heute für Hängebrücken Verwendung findet. Hoch über uns begleitete uns sogar ein Andenkondor auf unserem Weg. Nach rund 1’400m Abstieg bekamen wir am Incakanal unser Mittagessen. Inzwischen zeigte sich sogar mal kurz die Sonne und wir konnten unser Mittagsschläfchen im freien Abhalten und wenig trocknen. Im Anschluss durften wir am Incakanal noch die Fischernetze auswerfen und unser Glück versuchen, unser Abendessen selber zu fangen. Die Ausbeute war eher dürftig – wir hofften, dass unser Küchenteam noch einen Plan B bereit hatte 🙂 .

Eigentlich wäre hier am Incakanal unser Nachtlager gewesen, aber da wir gut in der Zeit lagen und schon eine eisig kalte Nacht hinter uns hatten, entschieden wir gemeinsam nochmals ca. 2.5 Stunden weiter zu wandern ins Camp Paucarcancha. Als es hiess, dass wir dort eine heisse Dusche bekommen könnten, war die Sache klar und wir schnürten motiviert nochmals unsere Wanderschuhe.  

Inzwischen marschierten wir wie der Sausewind immer bergabwärts und bereits gegen 16:00 Uhr sind wir im Camp angekommen. Bei einer einheimischen Familie schlugen wir unsere Zelte quasi im Vorgarten auf. Die Temperatur war hier angenehm warm und über uns auf einem Hügel thronte eine alte Inkaruine.

Und es wurde uns tatsächlich nicht zu viel versprochen – für 2.50 Fr. pro Person konnten wir warm duschen. Was für eine Wohltat nach drei Tagen (auch wenn die Dusche vor Dreck stand). Wir konnten sogar unsere nassen Kleider einigermassen trocknen, da es für einmal nicht regnete. Wir alle waren heilfroh über unsere Entscheidung diesen Lagerplatz anzusteuern und genossen in vollen Zügen den gemütlichen Abend und liessen den Tag Revue passieren.

Da dies bereits unsere letzer Tag auf dem Salkantay Trek war und wir ab morgen auf dem Inkatrail wanderten, backte unser Koch Santos zur Feier des Tages sogar einen Kuchen zum Apero – es schmeckte fantastisch. Apu und Santos überraschten uns auch weiter mit dem Abendessen: es gab Spaghetti und Pizza! Genial was die beiden alles aus simplem Kochgeschirr auf einem Gasbrenner zauberten. Da wir nur noch auf 3’200m waren, brachen wir alle Regeln (in höheren Lagen ist das viele Essen auf die Nacht nicht zu empfehlen) und füllten unsere Bäuche randvoll.

Tag 15-17, Samstag, 21. Dezember 2019 – Montag, 23. Dezember 2019 – Inka Trail

Da wir gestern bereits ein Camp weiter gewandert waren, durften wir für heute einmal bis um 08:00 Uhr ausschlafen und konnten unser Frühstück in aller Ruhe geniessen. Es hiess, dass wir um 10:00 Uhr für den Abmarsch bereit stehen sollten. Um diese Zeit sollten nämlich die Träger für den Inka Trail eintreffen. Da auf dem Inka Trail weder Pferde noch Maultiere erlaubt sind, mussten wir uns ein wenig wehmütig vom 57 Jahre alten Antonio und seinen Tieren verabschieden. Dafür wuchs unsere Gruppe um 6 Träger (sogenannte Porter) an, welche von nun an die ganzen Gepäckstücke mit Rucksäcken durch die Gegend schleppten.

Nun gut, Herr und Frau Schweizer stehen dann natürlich auch um 09:50 Uhr mit ihrer Tasche und Rucksack zum Abmarsch bereit. Als dann um 10:45 Uhr unser Guide immer noch schnarchend in seinem Zelt lag (man munkelte er hätte ein wenig zu lang und zu flüssig den Abschluss der Zwischenetappe gefeiert 🙂 ) und der Koch so langsam zu kochen begann, war uns auch bewusst, dass es wohl noch nicht so schnell los gehen würde.

Um 11:30 Uhr informierte uns dann der Guide endlich, dass wir hier zuerst noch zu Mittagessen würden. Wir waren nur wenig genervt… Da wir schon viel zu viel gefrühstückt hatten und noch keinen Meter gewandert sind, war dementsprechend viel vom Mittagessen übrig. Immerhin schien die Sonne und wir genossen den Morgen unter freiem Himmel mit Lesen und trockneten unsere sieben Sachen.

Irgendwann sind dann auch unsere Träger eingetroffen und wir starteten um 13:40 Uhr unsere letzten Schritte auf dem Salkantay Trek. Hierfür mussten wir zuerst eine halbe Stunde hinab auf 3’000m nach Wayllabamba. Hier war der Schlusspunkt des Salkantay Treks und der erste Checkpoint für den Inka Trail.

Beeindruckt bemerkten wir einen weiteren Landschaftswechsel. Wanderten wir gestern noch über einen verschneiten Gebirgspass, so befanden wir uns nun in Mitten eines grasgrünen und schwülen Dschungels. Die dicken Kleidungsschichten wichen einem T-Shirt, denn von nun an ging es wieder bergauf. Und das meiste über Treppen – die Inkas liebten offenbar Treppen. Dies würden wir in den nächsten Tagen noch zur Genüge feststellen.

Leider hat sich unser Mitstreiter während des vergangenen Tages das Knie verletzt und musste deshalb alles ein wenig langsamer angehen. Dennoch haben wir noch vor Dunkelheit unser erstes Camp auf 3’800m erreicht. Während des Aufstiegs konnten wir bereits zahlreiche Kolibris im andinen Regenwald entdecken. Das Highlight des Tages wahr wohl, als fünf wunderschöne Papageien über uns hinweg flogen. Im Camp stellten wir uns wieder auf eine kühle Nacht ein. Wir genossen noch ein wenig das Panorama über dem Dschungel mit den mächtigen Berggipfeln im Hintergrund und gingen früh zu Bett, denn morgen steht ein harter, wenn nicht der härteste Tag an. 

Um 05:00 Uhr wurden wir wiederum mit Coca Tee geweckt. Heute sollten gleich zwei Pässe bezwungen werden. Der erste folgte direkt nach dem Frühstück. Wir mauserten uns immer mehr zu Treppensteigern. Sind die Beine die ersten paar Minuten noch sehr schwer, fiel uns das Laufen mit zunehmender Strecke immer einfacher. Wir fühlten uns wohl während der Wanderung. Voller Energie und Motivation stürmten wir schon fast den Berg hoch.

Bereits nach einer Stunde am Dead Women‘s Pass (4’200m) angekommen, beglückwünschten wir uns für das Meistern unserer heutigen ersten Prüfung. Auch hier wurden einige Erinnerungsfotos beschossen. Unsere Porter waren praktisch Zeit gleich mit uns auf dem Pass. Nur dass sie in der Zwischenzeit noch das ganze Camp abgebaut haben und jeder zwischen 20 und 30kg Gepäck den Berg hinauf schleppen musste. Mr. Sippy liess es sich nicht nehmen um mal kurz in einen der Porter-Rucksäcke zu schlüpfen. Das Hauptproblem war nicht mal das schwere Gewicht sondern mehr der unbequeme Rucksack. Die Schulterriemen schnitten bereits nach kurzer Zeit sämtliches Blut in den Armen ab und Hüftgurte die das Gewicht verteilen, gab es keine. Bei jedem Schritt eierte die Ladung auf dem Rücken wie ein einziger Wackelpudding umher. Wir waren sprachlos und beeindruckt. Der Name «Green Machine» (wie sie sich aufgrund der neon-grünen Kleidung) nennen, war nicht übertrieben.

Im Wissen, dass heute noch einige Kilometer anstanden, liefen wir dann auch zügig 600m über steile Treppen hinab. Da es wieder regnete (wie könnte es auch anders sein), musste man sich doppelt konzentrieren, sich nicht die Beine zu brechen. Die Stufen waren mal breiter und mal schmäler, aber immer rutschig. Im Tal angekommen, rasteten wir für einige Zeit, um genug Energie für den nächsten Pass zu erhalten.

Anschliessend ging es direkt wieder steil nach oben und wir konnten endlich auch unsere erste Inkaruine in Form eines Wachturmes besichtigen. Auch den zweiten Pass Runkuracay (4’000m) meisterten wir mit einer erstaunlichen Leichtigkeit. Wir wussten nicht woher wir diese Energie hatten – waren aber froh, dass sie da war 🙂 . Sicherheitshalber machten wir auf dem Pass kurz Rast und stopften uns mit unseren Snacks voll. Wir könnten bei dieser Anstrengung und Höhe den ganzen Tag futtern. Während des Abstiegs konnten wir kurz vor dem Camp nochmals eine Ruine besichtigen. Diese Besichtigungen und das Wechselspiel zwischen Gebirgs- und Dschungel-Atmosphäre machten den Trail sehr kurzweilig und unvergesslich. Tagsüber begegneten wir ausser unserer Crew keiner Menschenseele. Wir hatten das Gefühl wir seien alleine auf diesem Trail unterwegs. Die Horrorgeschichten bezüglich Wanderautobahn bewahrheiteten sich nicht, was sicher auch dem Datum (Weihnachts- und Regenzeit) geschuldet war.

Unser heutiges Camp befand sich auf einer Höhe von 3’600m und bot einen wunderschönen Ausblick auf die Regenwaldberge. Zu unserem Erstaunen, hatten wir nachts mal nicht gefroren und schliefen deshalb wie Babies 🙂 . 

Der nächste Tag war mit vier Stunden wandern ein eher gemütlicher Tag. Nach ca. 100 Höhenmeter Anstieg ging es eine weitere Stunde relativ flach zu einer Ruine. In dieser erhielten wir von Felipe wiederum einige Erklärungen und nahmen dann den treppigen Abstieg unter die Füsse. Auf dem Weg hinab, kamen wir durch einen Tunnel, welcher den Startpunkt für den original erhaltenen Inkaweg bezeichnete. Der vorige Weg wurde restauriert, weil die Inkas den Weg von Cusco aus beginnend zerstört hatten, damit die spanischen Eroberer Machu Picchu nicht finden. Wir waren auch landschaftlich wieder im nebligen Regenwald angekommen. Es war einfach grossartig auf diesem Weg zu wandern. Vor allem weil wir denn Trail ganz für uns zwei hatten. Da wir morgens immer sehr früh gestartet sind und schnell vorankamen, trafen wir keinen einzigen anderen Wanderer. Wir fühlten uns wie Abenteurer auf Entdeckungsreise 🙂 . 

Wir wanderten nun schon einige Zeit vorwiegend über Treppen, doch wenn auf der spartanischen Wanderkarte Treppen als Abstieg markiert sind, wir es noch «treppiger». Das mussten wir an unseren eigenen Knien erfahren. Unterwegs machten wir nochmals Bekanntschaft mit der lokalen Fauna. Als Mrs. Sippy auf den Boden auftritt, schlängelte plötzlich etwas zur Seite. Eine etwa einen Meter lange Schlange. Unser Guide kam sofort angeeilt. Er nannte uns den spanischen Namen (der uns leider entfallen ist) und dass es sich um eine sehr giftige Viper handelte. Wir beobachteten das Tier aus sicherer Distanz und bugsierten es anschliessend mit einem langen Stock weg vom Weg und zurück in den Wald.

Unten angekommen erreichten wir die Ruine Intipata (nein, wir waren all die alten Steinhaufen noch nicht satt 🙂 ). Wir genossen die Stille und Energie dieser Orte mehr als alles andere. Die Aussicht auf die umliegenden Täler und Berge und den Urubamba Fluss war phänomenal. Nach der Besichtigung waren es noch 20 Minuten bis zur letzten Campsite. Angekommen gab es Lunch und einen freien Nachmittag. Wir nutzen diesen für die Besichtigung von Winay Wayna, eine Ruine die als Mini Machu Picchu gilt. Trotz strömenden Regen, bestaunten wir die zwölf vollständig erhaltenen Wasserbrunnen und die wunderschönen Terrassen. Da die Ruine nur zehn Minuten vom Camp entfernt waren, konnten wir uns Zeit lassen. 

Nun war es wiedermal Zeit für eine Dusche. Wir suchten die «neuen» Duschen und fanden diese auch. Nun ja, bei uns würde man das wohl «Schlauch aus der Wand» nennen, aber nach diesen Wandertagen nimmt man was man kriegen kann. Wer jetzt denkt, dass aus diesem Gartenschlauch warmes Wasser kam, der täuscht sich. Wir mussten das Duschen regelmässig wegen äusserem Hirnfrost unterbrechen. Wir hatten wohl noch nie so kaltes Wasser erlebt. Wenigstens waren wir nun sicher wach und die Aussentemperatur fühlte sich auf einmal super warm an 🙂 . 

Nachdem Abendessen verabschiedeten wir unsere Crew. Es schwang doch einigen Herzschmerz mit, da uns vor allem Apu und Santos ans Herz gewachsen sind und wir das wöchige Abenteuer zusammen durchgestanden hatten. Die Crew stand auch jeden Morgen und Abend bereit um uns anzufeuern und uns zu beklatschen wenn wir ins Camp kamen. Im Gegenzug haben wir sie angefeuert, wenn sie an uns unterwegs vorbei rannten. Man wurde zu einem Team, auch wenn man sich sprachlich nicht immer verstand (die meisten Porter sprechen nur Quechua). Aber man merkte, dass manchmal das Herz einfach genug ist und über sprachliche Barrieren hinwegkommt. Da morgen Weihnachten ist und die Crew einen weiten Nachhauseweg auf sich nehmen muss, wurde so viel wie möglich bereits nachts zusammengeräumt und wir willigten ein, um 03:00 Uhr aufzustehen, damit auch die Zelte zusammengepackt werden können. So ist sicher gewährleistet, dass unsere lieben Träger es auf ihren Zug schaffen und pünktlich zu Weihnachten bei ihrem Familien eintreffen. Wir lagen in unseren Schlafsäcken und konnten nur an etwas denken: Morgen ist das Ziel erreicht 🙂 .

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