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Paracas, Huacachina, Nazca

von mrandmrssippy

Tag 3, Montag, 9. Dezember 2019 – Islas Ballestas, Paracas National Reserve, Weiterreise nach Huacachina

In einer Küstenstadt am Pazifik mussten wir natürlich auch einen Ausflug mit einem Boot unternehmen. Dieser führte uns mit Paracas Explorers zu den Islas Ballestas, einer kleinen Inselgruppe, welche auch «Galapagos für Arme» genannt wird. Bereits an der Ablegestelle erfreuten wir uns wieder über tierischen Anblick – die Pelikane stürzten sich wortwörtlich auf die Fischreste der Fischer – Fast Food sozusagen 🙂 . Auf den Speedboats erhielten wir unsere Rettungsweste und pünktlich um 08:00 Uhr ging die Tour los.

Nach ca. 10 Minuten Fahrt kamen wir bereits zur wohl bekanntesten Sehenswürdigkeit der Gegend: El Candelabro de Paracas. Es handelt sich dabei um eine prähistorische Geoglyphe aus Zeiten der Paracas-Kultur an der Nordseite der Halbinsel. Seinen Namen hat die 128m hohe und 78m breite Felszeichnung von seiner Form: El Candelabro – der Kerzenleuchter. Wissenschaftler gehen davon aus, dass dieser als Orientierungszeichen für Seefahrer diente.

Nach weiteren 10 Minuten durch die ruhige See erreichten wir schliesslich die Islas Ballestas. Die felsigen Inseln beherbergen Tausende von Vögeln (darunter Perutölpel, Pelikane, Komorane und Inkaseeschwalben) und viele Seelöwen. Ebenso sind hier die süssen kleinen Humboldt-Pinguine zuhause. Diese Pinguinart zählt zu den kleinsten der Welt, sie sind nämlich nur ca. 70cm gross. Auch kleinere Arten wie Seesterne, Krebse und Muscheln haben es sich hier an den felsigen Küsten gemütlich gemacht. Wir kamen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Überall flatterte es und man entdeckte immer wieder Neues. Die Inseln dürfen nicht betreten werden und sind auch nicht bewohnt. Alle paar Jahre dürfen vereinzelte Personen auf die Insel um zu arbeiten. Was das wohl für Arbeit ist, haben wir uns gefragt. Schnell erhielten wir die Antwort: Guano ernten. Die Arbeiter tragen eine Schicht von ca. 4 Metern Vogelkacke ab. Die Ausscheidungen der hunderttausenden Vögel werden als Dünger verwendet. Dieses Produkt machte ab 1950 den grössten Teil des Exports von Peru aus. Heute ist der Anteil wesentlich kleiner und die Region lebt hauptsächlich vom Tourismus.

Nach rund zwei Stunden war die Tour leider schon beendet und wir mussten unser Gepäck in der Unterkunft holen um pünktlich am Meeting Point mit Peru Hop zu sein. Wir durften nämlich an der kostenlosen Tour in den National Reserve teilnehmen. Das Paracas National Reserve ist ein Naturschutzgebiet in der Region. Es ist Wüstengebiet und erstreckt sich bis nach Chile (dort bekannt als Atacama Wüste). Wir besichtigten drei Aussichtspunkte und fühlten uns in dieser endlos scheinenden Wüste ganz klein. Es machte uns nachdenklich und wir genossen den Anblick der Wüstenklippen, welche auf das Meer treffen. Einen Teil der Klippenformationen, darunter die Kathedrale, ist bei einem schweren Erdbeben im Jahr 2007 zusammengestürzt. Der Schönheit dieser Natur tat dies aber keinen Abbruch.

Obwohl es stark bewölkt war, haben wir uns (wie wir leider erst im Nachhinein bemerkten) einen riesen Sonnenbrand geholt – langsam sollten wir doch wirklich schlauer sein.

Eine Stunde später verliessen wir mit dem Bus den Nationalpark wieder und fuhren weiter nach Huacachina. Dieses kleine Städtchen liegt in einer Oase wenige Kilometer westlich der Stadt Ica. Die kleine Lagune ist umgeben von riesigen Sanddünen. Die Einwohnerzahl beträgt lediglich etwa 100 Einwohner, hinzu kommen täglich aber einige 1000 Touristen. Der Ort ist stark vom Tourismus geprägt und gilt als Partystadt der Region.

Im Bus haben wir uns spontan entschieden die angebotene Aktivität von Peru Hop mitzumachen. Huacachina ist nämlich bekannt für seine Dune-Buggy-Touren und Sandboarding. Besonders Mrs. Sippy musste dafür grosse Überwindung aufbringen. Da der Ausflug „nur“ 15 Dollar kostete, war er schnell gebucht. Wir hatten dafür bei der Ankunft nur eine Stunde Zeit um einzuchecken, etwas Essen zu suchen und dann wieder bereit zu stehen am Meeting Point. Um 16:00 Uhr liefen wir eine kleine Sanddüne zu den kleinen Flitzer hoch. Oh jee – unser Fahrer sah schon verrückt aus. Mrs. Sippy war es überhaupt nicht wohl. Da man sich aber gut festhalten konnte und die unglaubliche Wüstennatur schnell von der wilden Fahrt ablenkte, war das ganze halb so wild.

Irgendwann war es Zeit um mit einem Holzbrett bäuchlings die riesigen Dünen hinunter zu rutschen. Mr. Sippy wachste sein Board so fest er konnte und düste als einer der Ersten hinab. Mrs. Sippy brauchte erst einen Moment zur Beobachtung, bevor sie sich traute. Aber plötzlich vollen Mutes lag auch sie im Sand und wurde vom Guide hinunter geschubst. Es machte doch auch ihr Spass 🙂 . Immer steiler werdende Dünen mussten überwunden werden, bis letztlich eine ca. 100 Meter steile Düne als Schlussprüfung erkoren wurde. Wir haben beide auch diese unfallfrei geschafft. Zum Abschluss ging es tiefer in die Dünen um den Sonnenuntergang zu sehen. Leider rief unser Guide zum Abmarsch, als gerade das schönste Licht für Fotos da war . Janu – es gab dennoch tolle Bilder und es war ein unbezahlbares Erlebnis einen Nachmittag mitten in der Wüste zu verbringen.

Da morgen unser Nazca Flug anstand, mussten wir um 18:30 Uhr (gerade 5 Minuten nach dem Ende des Ausflugs) wieder am Meeting Point sein. Dies war ein wenig stressig, weil wir gerne noch fotografiert hätten. Der Shuttle war aber schnell reserviert und wir konnten los und uns die wohl verdiente Dusche genehmigen. Der Sand wär nämlich reichlich und überall 🙂 .

Das Abendessen gönnten wir uns in Ruhe im Restaurant Huacafuckingchina (ja das heisst wirklich so) direkt an der Lagune. So müde, aber glücklich waren wir auch heute wieder früh im Bett.

Tag 4, Dienstag, 10. Dezember 2019 – Nazca Flug, Weiterreise nach Arequipa

Bereits am nächsten Morgen mussten wir die Oase Huacachina wieder verlassen. Hier hätten wir ohne Probleme eine zweite Nacht ausgehalten. Die imposanten Dünen und Wüsten boten Fotosujets, die man nicht alle Tage zu Gesicht bekommt.

Um 08:15 Uhr sollte unser Shuttle nach Nazca abfahren. Die Betonung liegt auf sollte. Treffpunkt für die Abfahrt war das Hostel Wild Rover – die Partylocation Nummer 1 in Huacachina. Live DJ’s und Poolpartys bis spät in die Nacht. Sozusagen das Malle von Peru. Und dementsprechend sahen auch die zwei Mitreisenden aus, die dort die Nacht verbracht hatten: Knallrote Augen, das Abendessen noch (oder besser gesagt wieder) auf den Hosen und massive Alkoholausdünstungen begleiteten uns von nun an. Beste Voraussetzungen für eine dreistündige Busfahrt und einen halbstündigen Flug in einer kleinen Propellermaschine. Irgendwie litten wir mit den Beteiligten ein wenig mit 🙂 .

Die rund dreistündige Fahrt auf der Panamericana verging reibungslos. Zeitlich etwas sehr knapp erreichten wir schliesslich um 11:30 Uhr den kleinen Flughafen von Nazca. Am Schalter des Anbieter AeroNasca wurde unsere muntere Reisetruppe nach einer Sicherheitskontrolle zu jeweils sechs Personen auf die kleinen Cessnas aufgeteilt. Dreimal dürft ihr raten, welches Schicksal uns ereilte… Genau, wir durften den Flug zusammen mit unseren beiden Alkoholleichen absolvieren. Die Information des Piloten, dass es heute aufgrund der Winde etwas turbulenter werde, stimmte uns nicht gerade zuversichtlicher. Kaum ein paar Minuten in der Luft wurde der erste Sickness-Bag von einer der Schnapsdrosseln gefüllt und das Geruchsbouquet wurde sehr grenzwertig. Wir haben ja wieder ein Stugeron eingeworfen 🙂 .

Als wir schliesslich nach ein paar Minuten über die ersten Nazca-Linien flogen, war dies jedoch alles zweitrangig. In unzähligen Büchern und Dokumentationen erfuhren wir viel über die mysteriösen Linien und Figuren mitten in der kargen Wüstenlandschaft. Diese nun aus der Luft live zu erleben, war atemberaubend und surreal.

Die rund 1’500 verschiedenen Geoglyphen liegen auf einer Fläche von rund 500km². Einige sind kilometerlange, schnurgerade Linien. Andere komplexe geometrische Figuren wie Dreiecke oder Trapeze. Weitere sind Abbildungen von Menschen (Astronaut) oder Tieren (Spinne, Kolibri, Kondor).

Die Scharrbilder sind oft nur wenige Zentimeter tief. Durch den kaum vorhandenen Wind am Wüstenboden und seltene Regenfälle (das Plateau gilt als einer der trockensten Orte der Erde) blieben uns diese Figuren über Jahrtausende erhalten. Archäologen gehen davon aus, dass die Geoglyphen zwischen 800 v. Chr. und 600 n. Chr. von der Paracas- und Nazca-Kultur angelegt wurden. Diese Daten basieren auf der Radiokarbonmethode. Diese benötigt als Quelle jedoch organisches Material, welches oft in Nahrungsmittelresten aus Amphoren oder Töpfen gefunden wurde. Somit kann mit dieser Methode lediglich mit Sicherheit gesagt werden, dass zu dieser Zeit Menschen in dieser Region lebten. Ob die Geoglyphen ebenfalls dann entstanden oder zu diesem Zeitpunkt bereits vorhanden waren, finden wir ein interessantes Gedankenspiel.

Die riesigen Formen sind vom Boden aus kaum zu erkennen. Weshalb diese wohl auch erst im 20. Jahrhundert, mit Aufkommen der Luftfahrt, wieder entdeckt wurden. Viele Formen wurden in der Zwischenzeit vermutlich versehentlich zerstört. So führt zum Beispiel die heutige Panamericana mitten durch die Figur einer Eidechse.

Die Archäologen gehen davon aus, dass die Linien und Figuren für kultische Rituale in Hinblick auf Wasser und Fruchtbarkeit angelegt wurden. Der Schweizer Erich von Däniken wurde mit seiner Theorie bekannt, dass die Linien als Landebahnen für Ausserirdische angelegt wurden. Diese konnte von 2002 – 2006 im Mystery Park in Interlaken bestaunt werden. Für uns persönlich sind irgendwie beide Theorien nicht ganz schlüssig und vermutlich liegt die Wahrheit wie so oft irgendwo dazwischen. Doch genau diese Unklarheiten machen für uns die Faszination der imposanten Linien aus.

Unser halbstündiger Flug führte uns über die verschiedenen Linien und Figuren. Die Vermutung liegt nahe, dass die Paracas- bzw. Nazca-Kultur umfassendes Wissen in Mathematik, Geometrie, Astronomie, Geografie und Zoologie hatten. Dies wird insbesondere an der 62m grossen Spinne deutlich. Diese widerspiegelt in ihrer Grundform das Sternbild des Orions. Zudem deuten artentypische Details, wie zum Beispiel das Geschlechtsorgan am hinteren, rechten Bein darauf hin, dass es sich um eine Kapuzenspinne handelt. Eine der seltensten Spinnen, welche ausschliesslich in tropischen Regenwäldern vorkommen. Weitere Figuren wie der Kolibri zeigen mit ihrem Schnabel exakt zum magnetischen Nordpol.

Mit welcher Technik diese exakten und filigranen Zeichnungen wohl angelegt wurden? Vom Boden aus sind diese ja kaum zu erkennen und Flugzeuge gab es noch keine. Auch ist meilenweit keine Erhöhung vorhanden, von wo aus die Fortschritte der Zeichner überwacht und koordiniert werden konnte.

Der sehr interessanter Flug und die Reise zurück in der Geschichte ging leider viel zu schnell vorbei. Es sind noch so viele Fragen im Zusammenhang mit den mysteriösen Nazca-Linien offen und wir hoffen, dass die Wissenschaft eines Tages weitere Rätsel in diesem Zusammenhang lösen wird.

Nach dem Flug ratterten wir mit einem Fahrer auf einer mehr oder weniger befestigten Strasse mitten durch die Wüste ins rund 30km Cahuachi. Dort befinden sich sechs Stufenpyramiden der Nazca-Kultur. Diese waren teils bis zu 30m hoch und dienten vermutlich als Zeremonialstätte. Da die Ausgrabungen hier ausschliesslich Privat finanziert und betrieben werden, ist das Touristenaufkommen sehr gering. Wir waren die einzigen beiden Gäste, welche die monumentalen Bauten in der brütenden Wüstenhitze bestaunten.

Zurück in Nazca kehren wir in Mom’s Cafe ein. Wir schlugen hier rund vier Stunden Zeit tot indem wir uns durch die Speisekarte schnabulierten, Kaffee und Tee tranken und das gratis WiFi nutzten um Blogbeiträge zu schreiben oder Fotos zu bearbeiten.

Um 18:45 traf schliesslich unser Peru Hop Bus in Richtung Arequipa ein. Die heutige Nacht verbringen wir im Schlaf-Bus mit einer rund 10 stündigen Fahrt in Richtung Süden.

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