Hakone

von mrandmrssippy

Tag 4, Dienstag, 11. Juni 2019 – Weiterreise nach Hakone

Ein wenig hatte uns noch der Jetlag im Griff. Dass nahmen wir zum Anlass um bereits vor 7:00 Uhr morgens von Tokyo in Richtung Hakone aufzubrechen. OK, die hohe Auslastung der U-Bahn in den Stosszeiten beeinflusste diese Entscheidung auch ein bisschen 🙂 .

Als erstes mussten wir eine Sitzplatzreservierung für den Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen vornehmen. Aufgrund der frühen Uhrzeit war am tokioter Hauptbahnhof noch nicht so viel los und wir konnten sofort einen Schalter finden, um die Sitzplätze zu reservieren. Nach drei Minuten waren wir wieder aus dem Office und Mrs. Sippy lachte: „und deshalb war ich 3 Monate nervös?“. Mit dem Railpass sind die Reservierungen kostenlos und können bis zur letzten Minute vor Abfahrt am Schalter der Japan Railway gemacht werden. Man gibt lediglich den Zielbahnhof an und der Mitarbeiter nennt einem die nächste Verbindung. Man erhält ein Ticket mit der Wagennummer und dem reservierten Sitzplatz. Am Gleis sind die Wagennummern am Boden markiert und der Zug hält millimetergenau an der Kennzeichnung.

Mit bis zu 320 km/h sausten wir aus Tokyo hinaus. Der Zug ist unglaublich still und man merkt auch die Geschwindigkeit nicht im geringsten. In Odawara mussten wir aussteigen (und haben aufgrund der kurzen Fahrt fast die Haltestelle verpasst). Auch hier war wieder alles bestens beschriftet und ausgeschildert. An einem Ticketschalter organisierten wir uns einen Hakone Freepass für die nächsten zwei Tage. Diesen könnte man zwar auch in Tokyo kaufen, ist da aber um einiges teurer.

Der Pass berechtigt alle öffentlichen Verkehrsmittel im Hakone Nationalpark zu benützen. Da die Züge, Busse, Seilbahnen und Schiffe in dieser Region nicht von Japan Railway unterhalten werden, sondern von privater Hand, ist unser JR-Pass hier nicht gültig. Mit dem Hakone Freepass können sämtliche Verkehrsmittel gratis und ohne weitere Ticketbuchungen benutzt werden.

Der Hakone Nationalpark ist ein landschaftlich wunderschönes Naherholungsgebiet für die Einwohner Tokyos oder Yokohama und bekannt für die atemberaubende Aussicht auf den Mount Fuji. Dieser versteckt sich jedoch gerne in einer Wolkendecke und es sind optimale Wetterbedingungen notwendig, was während der Regenzeit nicht so oft der Fall ist. Um unsere Chancen zu maximieren entschieden wir uns zwei Nächte in Hakone zu verbringen. So hatten wir auch genug Zeit die schöne Region in Ruhe zu erkunden. Hakone liegt im Kratergebiet des erloschenen Hakone-Vulkans. Aus dem einstigen Kratersee entstand der Ashi-See, auf welchem heute verschiedene Schiffstouren angeboten werden.

Von Odawara ging es für uns mit der Hakone Tozan Railway in wenigen Stationen nach Hakone-Yumoto Station. Dort stiegen wir in den Bus der H-Linie, welcher uns nach rund einer Stunde Fahrt durch grüne Wälder nach Motohakone-Ko direkt am Ashi-See brachte. Dort befand sich in wenigen Gehminuten das Box Hotel – unsere Unterkunft für die nächsten zwei Tage.

Bei unserer ersten Erkundungstour in der Umgebung fiel uns sofort eines der Schiffe auf dem See auf. Spontan entschieden wir uns gleich für eine Bootstour – das Schiff können wir mit dem Hakone Freepass beliebig oft und kostenlos nutzen.

Erst kurz vor 10:00 Uhr waren auf dem Schiff so gut wie keine Touristen und wir konnten in Ruhe den See und seine vulkanische Umgebung geniessen. Den Mount Fuji versteckte sich heute in einer dicken, weissen Wolkenschicht.

Von der Station Togendai (direkt am See) führt eine Seilbahn zur Station Owakudani («Tal des grossen Dampfes»). Hier befinden sich zahlreiche Solfataren und heisse Quellen. Aufgrund von verstärkter, vulkanischer Aktivität (dass kennen wir doch irgendwoher 🙂 ) kann zur Zeit die Gondelbahn auf den Vulkan nicht benutzt werden und das Gebiet um die Station Owakudani ist grossräumig gesperrt. Es verkehren jedoch Ersatzbusse. Ach, wie gerne wären wir mal auf einen aktiven Vulkan gestiegen. Doch auch in Japan wird uns das wohl verwehrt…

In Togandai ging es somit für uns mit dem Ersatzbus bis nach Sounzan. Während der Fahrt passierten wir diverse Strassensperren und dampfende Stellen. Von Sounzan führt eine Standseilbahn hinunter zur Station Gora.

Hier statteten wir dem Gora Park einen kurzen Besuch ab. Dieser beherbergt verschiedene Blumen, Cafe‘s, ein Restaurant und ein Teehaus. Mit dem Hakone Free Pass war das ganze sogar kostenlos – wir hatten also nichts zu verlieren 🙂 . Der Garten war schön angelegt und das Restaurant lud mit der herrlichen Aussicht direkt zum Mittagessen ein 🙂 . Mr. Sippy gönnte sich ein Curry (eine regionale Bekanntheit) und Mrs. Sippy eine Pizza. 

Mit einem älteren japanischen Ehepaar wohnten wir anschliessend im Teehaus einer kurzen Teezeremonie bei. Die beiden Einheimischen erklärten uns dabei einige Dinge (wie zB. dass die Teetasse in einer zweifachen Vierteldrehung im Uhrzeigersinn gedreht wird) und erzählte uns von ihrer Reise in die Schweiz. Während der ganzen Zeremonie sassen die beiden im Fersensitz ohne auch nur die kleinste Regung. Uns war in der Zwischenzeit das Blut aus den Zehen verschwunden und wir mussten neben unsere Beine sitzen – dass müssen wir definitiv nochmals üben.

Mit dem Zug der Tozan Railway ging es auf einer wunderschönen Bahnstrecke von Gora Station zurück nach Hakone-Yumoto. Hier waren wir am Morgen bereits in den Bus umgestiegen.

Ebenfalls via Bus fuhren wir weiter zur Station Hatajuku. Etwas irritiert stiegen wir in einem kleinen, verschlafenen Nest aus. Sind wir hier richtig? Wir hatten bei unserer Planung im Internet eine Wanderroute von hier nach Hakonemachi-ko entdeckt. Der Weg folgt der alten Handelsstrasse «Tokaido», welche einst das Shogunat Edo (heute Tokyo) mit der kaiserlichen Hauptstadt Kyoto verband. In Hakone befand sich ein wichtiger Kontrollposten.

Nun waren wir also auf diesem geschichtsträchtigen Weg mit seinen rutschigen und unebenen Steinen unterwegs. Es folgten in regelmässigen Abständen Schilder mit Informationen zur Handelstrasse (dass nehmen wir zumindest an, die Infos gab es leider nur in Japanisch 🙂 ).

Nach ca. 3/4 des Weges kamen wir an einem alten Teehaus vorbei. Wir liessen es uns nicht nehmen, die Spezialität des Hauses, einen Amazake zu probieren. Das süssliche, alkoholarme Heissgetränk aus fermentiertem Reis schmeckte. Das alte Teehaus war früher ein Rastplatz für die Reisenden auf der Handelsstrasse.

Inzwischen regnete es wie aus Kübeln. Perfektes Timing also um Einzukehren und wir liessen uns mit unserem zweiten Amazake Zeit. Als der Regen endlich etwas nachliess, nahmen wir den letzten Teil des Weges in Angriff. Der Steinweg war nun noch rutschiger, zumindest erreichten wir den Ashi-See trocken.

Puhhh, langsam waren wir geschafft. Wir bezogen unser Hotelzimmer und staunten nicht schlecht. Das Zimmer war der Hammer! Da hier in der Nebensaison die Randsteine wohl um 19:00 Uhr hochgeklappt werden, nahmen wir unser Abendessen im hoteleigenen Restaurant ein (welches übrigens auch nur bis 20:00 Uhr geöffnet hat). Es gab die leckersten Burger überhaupt (behauptet zumindest Mrs. Sippy über ihre Veggie-Variante).

Müde, aber glücklich eine völlig andere Seite von Japan entdeckt zu haben, ging es wieder Früh zu Bett! Morgen erwartet uns nämlich eine frühe Mission 🙂 .

Tag 5, Mittwoch, 12. Juni 2019 – Stille im Nebel

Der Wecker klingelte heute mitten in der Nacht. Vor 04:00 Uhr ist Sonnenaufgang und wir wollten unbedingt die malerische Landschaft in den Morgenstunden fotografieren. Als wir aus dem Fenster blickten, war sofort klar: Aus dem Mount Fuji wird nichts. Zu schlecht war das Wetter und zu dicht die Wolkendecke.

Da wir schon wach waren, machten wir uns dennoch dick eingepackt (jops es ist trotz Sommer recht kühl) um 04:30 Uhr auf zum Hakone-Jinja Schrein mit seinen bekannten roten Torii.

Die Morgenstimmung war perfekt. Es lag ein mystischer Nebel über dem See und der Dunst zog über die Wälder. Es war absolute Stille. Am Torii angekommen, hörte man nur die leisen Wellen des Sees und die Raben krähen. Wow, was für ein Moment. Einige Zeit bewunderten wir bloss den Anblick und keiner sagte etwas um die Stimmung nicht zu durchbrechen. Mr. Sippy hatte danach alle Zeit der Welt das Motiv abzulichten – ohne Schlange stehen und Menschengedränge. Gestern vom Schiff aus konnten wir nämlich beobachten, wie die Menschenmassen Schlange standen um dann nur ein kurzes Bild zu ergattern.

Später erklommen wir die steile, vermooste Treppe welche vom Torii im See zum Hakone-Jinja Schrein hinaufführt. Wir waren völlig alleine in diesem stillen Wald und konnten den mystischen Schrein in Ruhe geniessen. So fühlte sich Japan irgendwie richtig an. Man spürte eine lang vergangene Zeit. Die Ruhe brachte Gelassenheit. Wir sogen so viel wie möglich von dieser Stimmung auf. Es war unbeschreiblich. 

Schwups waren auch schon zwei Stunden um und wir machten uns auf zum Hotel für eine warme Dusche und um den Tag zu planen. Wir entschieden uns, den Bus zum Mishima Skywalk zu nehmen und dort die längste Hängebrücke in Japan zu überqueren. Von dort soll der Mount Fuji ebenfalls zu sehen sein – wir geben so schnell nicht auf 🙂 .

Am Mishima Skywalk angekommen, erwartete uns eine schöne Parkanlage. Man konnte sich für rund CHF 2.00 einen Wunsch auf einem kleinen Holzplättchen kaufen. Das liessen wir uns nicht zweimal sagen, auf den Plättchen waren nämlich die Wünsche Wasser, Wind und Sonne eingraviert. Blind musste nun jeder von uns einen Wunsch ziehen und Mr. Sippy hoffte natürlich auf Sonne – damit der Fuji endlich zu sehen ist. Lustigerweise haben wir beide Wasser gezogen. Wir hatten wohl Durst 🙂 .

Auf den Holzplättchen war zudem ein Blumensamen geklebt. In der Mitte des Skywalks durfte das Wunschplättchen hinunter geworfen werden und der Wunsch beginnt irgendwann aus dem Samen zu spriessen. Uns gefiel der Gedanke, dass wir in Japan eine Blume gepflanzt haben und so etwas zurückliessen. 

Nachdem Besuch des Skywalks warteten wir auf den Bus zurück nach Motohakone-ko. Vor dem Park gab es kleine Marktstände und wir probierten die heimischen Marroni (mega lecker!) und eine Art Brät aus Fisch gebraten auf einem Holzspiess – wir wissen nicht wie es heisst oder was es genau war – aber geschmeckt hat‘s 🙂 . 

Zurück in Hakone spazierten wir zum Checkpoint. Er diente auf der alten Handelsstrasse Tokaido als wichtiger Kontrollpunkt. In den Häusern wurde das tägliche Leben von früher dargestellt. Vom erhöhten Aussichtsturm kann man an schönen Tagen auch den Fuji sehen. Wir müssen an dieser Stelle wohl nicht erwähnen, wie erfolgreich wir waren…

Weil wir genügend Zeit hatten, machten wir nochmals eine Rundfahrt mit dem Schiff auf dem See. Dieses war heute seeeehr voll. Wir waren froh, als wir wieder an Land gehen konnten. Wir entschieden uns, zum Hotel zurückzukehren und deckten uns im heimischen Supermarkt mit kleinen Snacks ein um den Vorabend gemütlich in unseren Schaukelstühlen ausklingen zu lassen. Das Abendessen nahmen wir wieder im Hotel ein – Mrs. Sippy wollte nochmals ihr Urteil über die weltbesten Burger prüfen. Die Burger waren leider ausverkauft, dafür gab es aber für Mrs. Sippy wohl die weltbesten Veggiballs (statt Meatballs) mit Spaghetti 🙂 .

Morgen reisen wir bereits wieder aus Hakone ab. Somit haben wir nochmals ein paar Morgenstunden um den Mount Fuji zu sehen. Der Wetterbericht sieht toll aus – drückt uns die Daumen! 

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