Ushuaia – Fin del mundo

von mrandmrssippy

Tag 3, Mittwoch, 28. November 2018 – Feuerland

Den einzigen vollen Tag in Ushuaia nutzten wir um den Nationalpark «Tierra del Fuego» (Feuerland) zu entdecken. Dieser liegt etwas ausserhalb der Stadt. Wir erkundigten uns am Vortrag bei der Touristeninformation, wie wir am Besten dort hin gelangen. Uns wurde einer der zahlreichen Busse empfohlen, welche täglich vom Hafen in den Nationalpark fahren. Der erste Bus fährt jeweils um 09:00 Uhr und die Kosten für Hin- und Rückweg betragen 700 argentinische Pesos (ca. 18.- CHF). Separat noch zu bezahlen ist der Eintritt in den Nationalpark, welcher 420 Pesos pro Person kostet.

Im Nationalpark wollten wir ein wenig wandern – quasi ein letztes Training bzw. Aufwärmen vor dem W-Trek im Torres del Paine. Wir konnten bereits am Vortag einen Platz für den ersten Bus am Morgen reservieren und erhielten direkt eine Wanderkarte – sie erinnerte stark an jene Kinder-Schatzkarte aus Island (und wie diese Wanderung ausgegangen ist, ist ja bekannt 🙂 ). Im Park sind vier verschiedene Trails möglich. Im Internet machten wir uns noch ein wenig schlau, welches wohl die spannendste Route wäre und entschieden uns für die Nummer 3. Eine Wanderung (ca. 7km hin und zurück) am nordwestlichen Ufer des Lago Roca entlang zur argentinisch/chilenischen Grenze.

Unser Bus fuhr pünktlich um 09:00 Uhr los. Nach rund einer Viertelstunde erreichten wir den Eingang des Nationalparks wo wir unsere Eintritte lösten. Am ersten Stopp an der Zaratiegui Bay am Beagle Kanal befindet sich der Startpunkt für den ersten Trail, den Costera Trail. Sämtliche Mitfahrer im Bus stiegen hier aus. Nur wir blieben sitzen. Für den Trail unserer Wahl mussten wir ja schliesslich erst am zweiten Stopp aussteigen. Soweit der Plan. Doch unser Busfahrer hatte entweder keine Lust mehr nur für uns zwei so weit zu fahren oder hatte unser gebrochenes Spanisch schlicht weg nicht verstanden. Nach ein paar Minuten Fahrt lud er uns mitten auf der Strasse wieder aus.

Nun standen wir da, ziemlich verdattert, am Strassenrand. Zum Startpunkt des zweiten Trails war es von hier zu weit und der schnellste Weg führte entlang der staubigen Hauptstrasse. Nicht so prickelnd, deshalb liefen wir die rund 15 Minuten wieder zurück zur Zaratiegui Bay und zum Startpunkt des Costera Trails.

Dort angekommen staunten wir nicht schlecht – die Aussicht war grandios. Zudem befindet sich an diesem verlassenen Fleckchen Erde mitten im Nirgenwo, das südlichste Postbüro, so zusagen also die Post am Ende der Welt. An einem solch speziellen Ort liessen wir es uns natürlich nicht nehmen und schickten in der kleinen Wellblech-Hütte für stolze 10.- CHF eine Postkarte nach Hause. Wir sind gespannt ob und vorallem wann diese Karte ankommen wird 🙂 .

Nach einer kurzen Stärkung und einigen Fotos sollte es nun aber mit der Wanderung losgehen. Der Trail folgt rund 8km entlang der Küste des Beagle Kanals und durch wunderschöne Buchen- und Borkenwälder. Hinter jeder Ecke erschienen noch phantastischere Ausblicke. Im Hintergrund begleiteten uns die noch schneebedeckten Berge. Zwischendurch kreuzten Gänse oder Pferde unseren Weg. Wir legten immer wieder kleinere Fotostopps ein und genossen die einzigartige Landschaft. Wir dachten uns, dass es wohl so sein sollte, dass der Fahrer uns am falschen Stopp aussteigen liess.

Nach zweieinhalb Stunden erreichten wir schliesslich das Alakush Visitor’s Center. Notiz am Rande: Hier sollte uns der Busfahrer eigentlich ausladen 🙂 . Wir assen mit Blick auf die Berge und den Lapatai River (siehe Titelbild) unsere mitgebrachten Brote, Chorizo Wurst und Käse. Und wir hatten wieder mal riesiges Wetterglück. Den ganzen Tag lang herrschte blauer Himmel und strahlender Sonnenschein – gemäss Rezeption vom Hostel das schönste Wetter seit über einem Jahr. Der starke Wind sorgte für eine willkommene Abkühlung. Solch warme Temperaturen sind wir mitten aus dem europäischen Winter nicht mehr gewohnt.

Nach dem Mittagessen machten wir uns noch kurz auf in Richtung Lago Roca um zu sehen, ob sich diese Wanderung ebenfalls gelohnt hätte. Der See war auf jeden Falls sehr schön. Die Wanderung entlang des Beagle Kanals war jedoch bestimmt interessanter und abwechslungsreicher als am windigen Seeufer zu spazieren.

Um 15:00 Uhr sollte unser Bus zurück nach Ushuaia fahren. Sollte – die Uhr tickt hier natürlich südamerikanisch und so fuhren wir schliesslich um 15:20 Uhr los 🙂 . Zurück im Hostel entspannten wir ein wenig, bearbeiteten Bilder und schrieben Reiseberichte.

Das Abendessen nahmen wir im Restaurant Christopher direkt beim Hafen ein. Sehr leckere, abwechslungsreiche Küche und definitiv einen Besuch wert falls man mal per Zufall in Ushuaia ist.

Tag 4, Donnerstag, 29. November 2018 – Leinen los

Heute brach bereits wieder der letzte Tag in Ushuaia an. Diesen wollten wir natürlich noch voll auskosten und so unternahmen wir einen Ausflug zum Glaciar Martial. Der «Hausgletscher» im Skigebiet von Ushuaia und gemäss unserem Reiseführer ein Muss.

So bestellten wir ein Taxi zu unserem Hostel, welches uns für rund 5.- CHF zum Sessellift in den Bergen fuhr. Da dieser nun im argentinischen Frühling natürlich nicht mehr in Betrieb ist, war Laufen angesagt. Vom Sessellift aus gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder entlang der Skipiste oder einen Waldweg entlang eines Bergbaches. Wir entschieden uns für Letzteres. Der Weg führte stetig bergauf entlang des kristallklaren Baches und über zahlreiche Holzbrücken. Nach rund 30 Minuten erreichten wir die Bergstation des Sesselliftes. Irgendwie surreal die ganze Infrastruktur für die Wintersportsaison so verlassen und still vorzufinden.

Von hier aus starten zwei Trails. Der anspruchsvollere führt zum Gletscher und dauert (gem. Ausschilderung) rund zwei Stunden. Aus Zeit- und Wettergründen (heute war bewölkt und es blies ein starker, eisiger Wind) wählten wir den einfacheren, welcher rund eine Stunde (hin und zurück) dauert. Dieser führt entlang des Berges zu einem Aussichtspunkt.

Der Trail ist ohne grössere Anstrengung machbar (etwas Kondition natürlich vorausgesetzt) und führt über steinige Pfade. Wir mussten vereinzelte Schneefelder queren (Wanderschuhe unbedingt empfohlen) und erreichten schon bald den Schlusspunkt des Trails. Uns bot sich ein wunderschönes Panorama von Ushuaia. Im Hafen standen einige Expeditions- und kleinere Containerschiffe und am Flughafen konnten wir Flugzeuge bei der Landung beobachten.

Nach einer kurzen Pause traten wir den Rückweg an. Schon bald waren wir wieder bei der Bergstation und spazierten von hier auf der Skipiste weiter bergab. Für eine kleine Stärkung kehrten wir schliesslich im La cabaña Casa de Té ein. Dieses kleine Teehaus befindet sich direkt bei der Talstation und ist unbedingt einen Besuch wert. Sehr originell und liebevoll eingerichtet mit zahlreichen Tee’s, Kaffee’s und Gebäcken in Angebot. Wir genossen eine heisse Schoggi, ein Submarino (heisse Milch mit einem Schoggistängeli drin) und zwei Schoko-Cookies (die waren Weltklasse). Zum Teehaus gehört ein kleiner Verkaufsladen mit diversen Tee’s, Souvenirs und Dekoartikeln (ein Frauenparadies). Mit dem Taxi ging es schliesslich wieder zurück in die Stadt.

Das eigentliche Highlight des Tages stand erst an. Bereits vor zwei Jahren geplant und gebucht, war es nun endlich soweit – unsere Expedition in die Antarktis startete. Um 15:00 Uhr konnten wir für die nächsten fünf Tage unsere Kajüte auf der Ocean Nova beziehen. Mit dem Expeditionsteam von Antarctica21 fahren wir zusammen mit 65 anderen Passagieren und 48 Crewmitgliedern aus 26 verschiedenen Nationen durch die berüchtigte Drake Passage vorbei an Kap Hoorn zu den südlichen Shetlandinseln und der antarktischen Halbinsel.

Nach Bezug der Kajüte ging alles Schlag auf Schlag. Nach einem Safety-Briefing folgte die erste Evakuationsübung und wir lernten wie wir uns in einem Notfall zu verhalten haben. Um 17:00 Uhr hiess es schliesslich Leinen los und wir liessen Ushuaia hinter uns und segelten durch den Beagle Kanal Richtung Süden. Danach folgte bereits das erste Nachtessen auf dem Schiff.

Um etwa 21:00 Uhr legten wir schliesslich in Puerto Williams an und hatten für zwei Stunden Landgang. So betraten wir zum ersten Mal chilenischen Boden und erkundeten den südlichsten Ort der Welt, während unsere Crew die Visa-Angelegenheiten und weitere Besorgungen erledigten. Für alle die jetzt denken: «Wie jetzt südlichster Ort? Das hiess es doch schon von Ushuaia?!». Jein – Puerto Williams liegt tatsächlich ein bisschen weiter südlich als Ushuaia, gilt jedoch offiziell nicht als Stadt. Somit kriegen beide ein Stück vom Ruhm ab; Puerto Williams als südlichste Ortschaft und Ushuaia als südlichste Stadt.

Puerto Williams hatten wir schnell gesehen. Nebst der schönen Landschaft und diversen Behausungen mit Wellblech-Dächern bietet die Ortschaft nicht sonderlich viel. Hier ist man tatsächlich am fin del mundo angelangt 🙂 . So waren wir schon bald wieder zurück im Schiff.

Morgens um 05:00 Uhr sollten wir gemäss Plan die Drake Passage erreichen. Benannt nach dem britischen Entdecker Sir Francis Drake ist dies die Meeresstrasse zwischen Kap Hoorn und der antarktischen Halbinsel und verbindet den Atlantik mit dem Pazifik. Hier – wortwörtlichen zwischen den Ozeanen – ist die See oft besonders rau und mit hohen Wellen. Wir haben bereits fleissig Stugeron Tabletten geschluckt und hoffen auf ruhige See morgen 🙂 .

Wer die Route der Ocean Nova mitverfolgen möchte, kann im Internet unsere aktuelle Position live tracken (auf der verlinkten Seite go to vessel anklicken).

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